C64C gegen Atomkraft mit zu leisem Sound Chip

Manchmal kann es doch lohnend sein bei einem Umzug zu helfen! Als aktives Mitglied war es für mich jedenfalls selbstverständlich mit anzupacken, als die Büroleiterin der BN Kreisgruppe Bamberg mich fragte. Der Umzug fand schließlich auch nur innerhalb Bambergs statt. Raus aus einer urigen Altstadt-Wohnung in der Sandstraße, wo viele Kneipen, Bars und die berühmte Rauchbier-Brauerei „Schlenkerla“ inmitten des schönen Weltkulturerbes zu Hause sind.

Commodore 64C mit Monitor 1084S-D1 und Fischertechnik Roboter

Die alten Büroräume lagen im ersten Stock, erreichbar über eine breite Holztreppe mit ausgetretenen Stufen. In den vielen Jahren haben sich dort massenhaft Ordner, Dokumente und Bücher angesammelt, die teilweise ungeordnet in den Regalen vor sich hinstaubten. Ein recht unübersichtliches Dickicht für einen Außenstehenden, aber die guten Seelen des Büros wussten das Chaos zu managen.

Als ich Samstagmorgen also dort ankam, standen schon etliche Umzugskartons zum Abtransport bereit, die bereits in den Tagen zuvor gefüllt wurden. Wir organisierten den Transport teilweise mit unseren privaten PKWs, denn das neue Büro war nur wenige Straßen weiter „Am Kranen“ in einem ebenfalls altehrwürdigen Haus.

Während ich in dem Durcheinander meine Orientierung suchte, schlenderte ich auch in das ehemalige Büro des Kreisvorsitzenden, der erst kurze Zeit vorher leider verstorben war. Als mein Blick so durch den Raum schweifte, blieb er plötzlich an einem verstaubten, beigefarbenen Kasten mit Tastatur hängen, den ich sofort als Commodore C64c identifizierte. „Ach, das ist ja cool! Der BN arbeitet noch mit Computern aus den 80ern?“ Meinen Spruch hörte die Büromitarbeiterin und entgegnete: „Ach quatsch! Der steht seit vielen Jahren nur noch herum, aber Ludwig konnte sich nicht davon trennen. Der landet heute auf dem Sperrmüll!“

Darauf ich: „Für den Sperrmüll ist er doch viel zu schade, überlass ihn lieber mir!“ Da die Büroleiterin froh war um jedes Teil, was nicht mit umgezogen werden musste, stimmte sie sichtlich zufrieden zu. Ich erkundigte mich noch, wozu denn der C64c überhaupt benutzt wurde, worauf sie mir erklärte, dass er ursprünglich zur Messung der Radioaktivität wegen des Nahe gelegenen Atomkraftwerks „Grafenrheinfeld“ angeschafft wurde. Leider war die Messstation nicht mehr vorhanden, aber dennoch freute ich mich über den Computer.

Der Commodore 64C von innen

In dem Bewusstsein, dass der Computer die Welt ein klein wenig besser machen wollte, hab ich mich in den letzten Jahren liebevoll um das Kästchen gekümmert. Ich hab ihn komplett zerlegt und gereinigt und auch immer wieder mal in Betrieb genommen. Leider war der Sound Chip (SID) des Geräts sehr leise und der Ton rauschte stark. Lange hatte ich aber keine Zeit/Muse, mich um das Problem zu kümmern. Erst jetzt hab ich das Thema wieder aufgenommen und dazu im Internet recherchiert.

Zwei unterschiedliche SID Chips: oben 8580 für 9V, unten 6581 für 12V Boards

Im C64c wurde ein neuerer Typ des Sound Chips mit der Bezeichnung MOS 8580R5 verbaut. Dieser Chip ist unter den C64 Fans etwas verpönt, weil die Synthesizer Sounds damit deutlich anders klingen als mit dem ursprünglichen 6581 SID. Ursache für den unterschiedlichen Klang ist, dass der Chip eigentlich technisch verbessert wurde und dabei eben auch Macken des alten Typs behoben wurden, indem man ihm gewisse Knackgeräusche abgewöhnte. Allerdings wurden eben diese unverwechselbaren Knackser auch teilweise bewusst von Soundprogrammierern für die Sounderzeugung ausgenutzt. Deshalb hören sich manche Songs mit dem C64c deutlich anders an als mit dem Vorgänger.

Mein Board Modell: 250469

Mir war es jedoch wichtig überhaupt erst mal wieder einen vernünftigen Sound zu bekommen.

Ursprünglich dachte ich, der SID-Chip müsste defekt sein, doch im Internet stolperte ich dann über einen Artikel, der noch andere Ursachen für mein Problem ausmachte (https://ist.uwaterloo.ca/~schepers/MJK/no_sound.html). Einen Versuch war es wert, denn die Bauteile waren günstig zu bekommen und leicht zu tauschen.

Die Messung der CR7 Diode ergab die korrekte Spannung von 9V, deshalb machte ich mich zuerst über den Transistor Q3. Dabei handelt es sich um einen Bipolar-Transistor 2SC1815 der schnell getauscht war. Gleichzeitig hab ich auch noch eine Sperrdiode eingelötet, um die Bauteile besser gegen Überspannungen zu schützen.

Zum Testen hab ich dann den 8580 SID Chip wieder auf seinen Sockel gesteckt und ein Sound-Sample geladen. Ich habe vorher sicherheitshalber den PIN 28 des SID-Sockels nachgemessen (während Sound abgespielt wird), um sicher zu gehen, dass dort wirklich nur 9V anliegen. Leider machte der Computer damit keinen Mucks. Hmm, also doch die Diode? Oder vielleicht ist der SID selbst defekt? Leider hatte ich keinen SID gleichen Typs mehr zur Hand um das zu prüfen, sondern nur noch zwei 6581. Beim 6581 muss man wissen, dass der in den älteren Boards mit 12V Spannung zum Einsatz kam, wogegen der 8580 nur 9V Spannung verträgt. Es ist also eine schlechte Idee einen 8580 in ein altes Board zu stecken, weil die zu hohe Spannung den Chip killen würde. Andersherum besteht jedoch keine Gefahr. Also konnte ich das Experiment wagen und deshalb hab ich kurzerhand den 6581R4AR in den Sockel gesteckt und wieder ein Sound-Sample geladen: Tara! Laut und deutlich und ohne Rauschen verzückte mich Chris Hülsbeck mit Over the Top! Bingo! Offensichtlich fühlen sich die älteren SID Chips auch im C64c zu Hause.

Ausschnitt des Schaltplans

Im Schaltplan zum Board Assy. 250469 steht zwar, dass teilweise andere Kondis und ein zusätzlicher Widerstand notwendig sind, wenn man den 8580 gegen den 6581 tauschen möchte, aber bei mir hat das ganze auch komplett ohne weitere Anpassungen funktioniert. Ich hab tatsächlich nur den Transistor getauscht. Nur scheint leider mein 8580R5 doch defekt zu sein. Andererseits klingt der 6581 einfach weicher und originaler. Zusätzlich hat die niedrigere Versorgungsspannung von 9V den positiven Effekt, dass der Chip nicht mehr so warm wird. Deshalb bin ich mit meiner Reparatur eigentlich ganz zufrieden.

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